„Wir sind alle ein Stückchen Fischenich“
Manchmal bedarf es nur einen kleinen Anstoß, um eine große Wirkung zu erzielen. Ja, manchmal bedarf es einfach nur ein wenig Hilfe, um scheinbar Unvorstellbares zu verwirklichen. „Und alle sind sie gekommen“, bemerkt Detlef Kalteier sichtlich gerührt. „Ich habe nicht dran geglaubt, dass wir das schaffen können“, verrät der 1. Vorsitzender der St. Hubertus Schützenbruderschaft. „Aber jetzt wird es tatsächlich wahr.“ Mit lautem Getöse fahren die Maschinen vor, strömen die Helfer aus allen Ecken. Ein jeder möchte helfen, möchte seinen Beitrag zum „Projekt Erneuerung“ leisten.
„Heute ist der Startschuss“, erklärt Detlef Kalteier. „Alles hier soll schöner werden, einladender.“ Gemeint sind das Schützenheim, der Schützenvorplatz aber auch der Spielplatz. Am Morgen des 16. Novembers beginnt die Phase eins: Eine Buche soll gefällt und der Pflanzenbewuchs mit einem Pflegeschnitt versehen werden. Nichts soll mehr den Blick auf den Eingangsbereich versperren. Dafür sorgen soll die Firma E. Düsseldorf aus Pulheim.
„Wir helfen, wo wir nur können“
Schnell sind die Geräte parat, die Arbeiter auf ihren Plätzen. Äste werden abgesägt, der Stamm zerkleinert und der Häcksler angeworfen. Gekonnt machen sich die Männer an die Arbeit. Das Besondere: Die Firma E. Düsseldorf wird die Arbeiten nicht in Rechnung stellen, möchte schnell und unbürokratisch helfen. Die St. Hubertus Schützenbruderschaft weiß dies zu schätzen, packt selber mit an. „Natürlich helfen wir“, so Kalteier. „Und zwar überall, wo wir können.“
Und zusammen – das wird schnell deutlich – ist das Werk in Nu vollbracht. „Ich bin stolz, dass so viele gekommen sind“, erzählt Hans-Josef Klug, der 2. Vorsitzende der Schützenbruderschaft. Ganze 16 Mitglieder halfen mit. Dabei hätten viele an diesem Morgen eigentlich gar keine Zeit gehabt– stand doch am Abend das Hubertus-Fest des Vereins an. „Darin sieht man den Zusammenhalt“, so Klug. Und wirklich: Keiner war sich zu schade, sich die Hände schmutzig zu machen. Als auch noch die Dorfgemeinschaft mit fünf Helfern aufmarschierte und ihr Vorsitzender persönlich den Hof kehrte, war Kalteier wild entschlossen, auf den Besen gleich dessen Namen eingravieren zu lassen.
„Wir haben ein neues Miteinander entdeckt“
„Es ist unglaublich schön, wie sich die Vereine hier untereinander helfen“, resümiert Kalteier. Man habe ein neues Miteinander entdeckt, aus welchem jetzt Freundschaften erwachsen. Für die Dorfgemeinschaft war es da selbstverständlich auch beim „Projekt Erneuerung“ zu helfen. „Wir möchten helfen, den Verein aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken“, erklärt Raimund Westphal nach drei Stunden harter Arbeit. „Schließlich ist hier auch das Allgemeinwohl betroffen, es geht um Fischenicher Kinder. Jetzt ist es Zeit zu werben: Um Hilfe, um Spenden, um Sponsoren!“
„Das Geld aber fehlt an allen Ecken“, gesteht Kalteier. Vor fünf Jahren sei der Verein bereits so gut wie tot gewesen. Aber man habe nicht aufgegeben. „Wir haben die Arme hochgekrempelt. Der Vorstand hat das Schützenfest aus eigener Tasche vorgestreckt.“ Einfach war das nicht. Mittlerweile schreibt der Verein zwar wieder schwarze Zahlen, für große Sprünge aber reicht das Geld keineswegs. „Umso schöner ist es zu sehen, wer alles helfen möchte“, berichtet Klug. Schließlich stehe noch einiges an: Eine neue Eingangsüberdachung, das Streichen der Fassade, die Erneuerung der Flächen und Wege, die Installation einer Entwässerungsanlage sowie schließlich die kostenintensive Umgestaltung des Spielplatzes.
Spenden, Baumaterial, Arbeitskraft: Alles hilft
Die Stadt Hürth würde das Projekt gerne unterstützen, verfügt aber nicht über die notwendigen finanziellen Mittel. Es ist daher jeder aufgerufen, seinen Beitrag zu leisten: Sei es durch Geld, Sachspenden, Arbeitseinsatz. Fünf Euro für neue Spielgeräte, Baumaterial oder eine Stunde „Mitanpacken“ – alles hilft! Die Raiffeisenbank Fischenich-Kendenich beispielsweise greift unter die Arme, indem sie ein Spendenkonto zur kostenfreien Verfügung bereitstellt. Sponsoren sollen für ihre Unterstützung zudem dauerhaft auf einer Tafel verewigt werden. Und wer noch nicht weiß, welchen Beitrag er leisten kann: Wie wäre es mit der Ersteigerung des durch die Arbeiten gewonnenen Brennholzes? Dieses soll am 08. Dezember auf dem ersten Weihnachtsmarkt Fischenichs vor dem Schützenheim versteigert werden.
„Wir hoffen, dass die Menschen im Dorf erkennen, dass wir uns kümmern“, erklärt Klug. Und es ist wirklich nicht selbstverständlich, was der Verein hier leistet. Schließlich ist das Schützenheim nur von der Stadt gemietet, der Spielplatz eigentlich nicht in der Verantwortung der Bruderschaft. „Wir sind halt alle ein Stückchen Fischenich“, begründet Kalteier die Aktion mit einem Lächeln. „Bei uns ist eben nicht nur der Schießsport von Bedeutung. Es geht uns vor allem um Zusammenhalt und Freundschaft!“ Wer weiß, vielleicht lockt das Projekt ja auch neue Mitglieder? Die Schützenbrüder würden sich freuen, warten jeden Freitagabend ab 19.00 Uhr im Vereinsheim auf neugierige Besucher. Auch Kinder seien in der familiären Atmosphäre herzlich willkommen. „Wir haben überlebt“, erzähl Kalteier stolz. „Jetzt wollen wir durchstarten!“
Linda Katharina Klein
(Autorin)